Inzucht oder das Grundübel der Rassehundezucht

 

Sie suchen einen gesunden und vitalen Hund, der Sie recht lange ihres Weges begleitet? Es soll aber ein Rassehund sein, weil Sie bestimmte Eigenschaften und das äußere Erscheinungsbild lieben, und kein Mischling!

Dann sollte Ihr erster Blick in die Ahnentafel fallen! Eine Ahnentafel ist nicht nur schmückendes Beiwerk, das den Preis Ihres Hundes verteuert, sondern sie gibt Auskunft über die Abstammung Ihres Welpen. Auch wenn man die Hunde nicht kennt, die in der Ahnentafel stehen, so kann doch jeder Laie sehen, ob sich Hunde mehrfach darin wieder finden. Je weniger Ahnen mehr als einmal darin vorkommen und je weiter entfernt die Generation ist, desto besser sind im Allgemeinen die Chancen für Lebenskraft und Gesundheit. Es sollten auch so viele Zwingernamen wie möglich auftauchen, so dass das Tier nicht aus einer Linienzucht stammt. Auch sollte man darauf achten, dass Vater und Mutter nicht aus inzuchtbelasteten Linien stammen. Man kann nämlich zwei stark inzuchtbelastete Linien verpaaren und hat trotzdem einen IK von 0%.

 

Was bedeutet Inzucht?

Inzucht ist die Verpaarung von miteinander verwandten Hunden. Für die Gesundheit und Vitalität der Hunde ist es aber am besten, wenn die Hunde nicht miteinander verwandt sind. Je höher der Inzuchtkoeffizient ist, umso höher ist die Gefahr, dass sich Defektgene treffen können. Fast jedes Tier und jeder Mensch beherbergen vermutlich 3-6 von ihnen. Treffen diese zusammen, so werden kranke oder zumindest weniger lebensfähige Nachkommen erzeugt. Die Verpaarung mischerbiger Partner ist nicht nur erwünscht, damit Defektgene nicht zur Auswirkung kommen, sondern mischerbige Hunde sind lebenskräftiger, widerstandsfähiger, vitaler und leistungsfähiger als ingezüchtete Hunde. Mischerbige Tiere weisen eine erhöhte Fruchtbarkeit, bessere Aufzuchtergebnisse, verstärktes Wachstum und eine längere Lebensdauer auf.

 Die Ursache ist wahrscheinlich in der besseren Versorgung des Organismus mit nützlichen Enzymen zu suchen, die die Hunde dazu befähigen mit Umweltherausforderungen aller Art besser fertig zu werden. Heterosis wirkt dem Auftreten von Erbkrankheiten entgegen, da das Risiko des Zusammentreffens zweier rezessiver Allele weitgehend minimiert wird. Dies ist auch die Überlegenheit von Mischlingen, da sie aus Eltern von genetisch unterschiedlichen Stämmen gezeugt wurden.

Aber auch in der Rassehundezucht kann man für genetische Vielfalt sorgen, wenn man sich an bestimmte Regeln hält:

- keine Inzest- o. Linienzucht;

                                                      - kein überproportionaler Einsatz von Deckrüden (Championzucht)

                                                                                                   - keine Elitezucht, bei der nur die allerbesten Individuen einer Rasse selektiert und gepaart werden.

Nun gibt es immer wieder Züchter, die der Meinung sind, dass sie ihre Hunde gut kennen und sich Inzucht leisten können. Vergessen Sie es! Kein Züchter kennt bei 100.000 Genen den genotypischen Zustand seiner Hunde.Inzucht und Championzucht erzeugen keine Defekte, sondern man verhilft ihnen zur Anreicherung im Zuchtstamm und so kommt es zu vermehrten oder erstmaligen Krankheitserscheinungen. Bei Auszucht kommen die Defektallele seltener zusammen und erzeugen weniger kranken Tiere.

 

Inzucht erhöht das HD- Risiko!

HD ist eine Erbkrankheit, die polygen vererbt wird. Das heißt, dass mehrere Gene eine Rolle spielen. Es muss erst ein gewisser Schwellenwert überschritten werden um die Krankheit zum Ausbruch kommen zu lassen. Deshalb kann es auch bei HD-freien Elterntieren zu einer HD bei den Nachkommen führen. Es gibt in allen Elterntieren Gene für HD. Je mehr Inzucht wir betreiben, umso mehr konzentrieren wir die Gene, bis der Schwellenwert überschritten wird und es zur Ausbildung kommt. Wenn wir HD-C aus der Zucht nehmen, verkleinern wir den Genpool und es kann wieder zu einer Verstärkung der HD kommen.

Genvielfalt ist auch hier das Mittel der Wahl!

Wer mehr über dieses Thema wissen will, dem empfehlen wir das Buch von Helmut Wachtel

„Hundezucht 2000“, es ist sehr interessant und lehrreich!

 

Zum Schluss noch unsere Meinung:

Da wir das Problem in der Rassehundezucht verstanden haben, werden wir auch weiterhin keine Linienzucht betreiben. Auszucht ist für uns das Mittel der Wahl. Da die Linien in Deutschland doch mehr oder weniger verwandt  sind, werden wir auch immer wieder Linien aus dem Ausland in unsere Ahnentafel nehmen, um die Genvielfalt zu erhöhen. Wir können auch nicht garantieren, dass bei uns keine Erbdefekte auftreten. Aber wir können garantieren, dass wir alles nur in unserer Macht Stehende getan haben, um die Chancen von Gendefekten zu minimieren.

Für uns steht die Gesundheit unserer Welpen vor den Ausstellungserfolgen, was nicht heißen muss, dass bei uns keine standartgerechten Doggen gezüchtet werden. Wir erreichen das aber nicht durch Inzucht. Wir suchen Rüden, die phänotypisch zu unseren Hündinnen passen, so dass beide Eltern miteinander harmonieren. Somit  erhalten wir harmonische Hunde, die auch ihre Chancen auf Ausstellungen haben. Unsere Welpen besitzen alle ein unterschiedliches Aussehen, aber gerade das gefällt uns so sehr an ihnen. Sie sind gut zu unterscheiden und sehen nicht uniform aus!